Im Laufe seines Lebens trifft der Mensch zahlreiche Entscheidungen – mal Bessere, mal Schlechtere. So kann jeder auf Entscheidungen zurückblicken, auf die man – mit etwas Abstand betrachtet – auch gut verzichten hätte können. Und selbst wenn es am Ende doch gut ausgeht, stellt man sich manchmal die Frage, ob es denn trotzdem eine gute/richtige Entscheidung war, die man da (teilweise vor Jahren) getroffen hat.
Ich bin mir selbst sechs Jahre nach Abschluss der Handelsakademie immer noch nicht sicher, ob ich bei der Wahl der Schule damals richtig lag. Also, eigentlich bin ich mir sicher, dass es nicht die richtige Wahl war. Allerdings waren die Alternativen so unpassend, dass es damals „das geringste Übel“ war. Ein Jahr später hätte meine Entscheidung mit Sicherheit anders ausgesehen – ich wäre heute wahrscheinlich ausgebildeter Uhrmacher. Das Einzige, das mich davon abgehalten hat, war die Tatsache, dass ich mein trautes Zuhause verlassen hätte müssen um mich im Internat niederzulassen. Für mich damals nicht vorstellbar, ein Jahr später (und ein Jahr „erwachsener“) hätte ich das Abenteuer Internat wahrscheinlich gewagt.
Also wurde es die HAK, denn was ich wusste war, dass ich eine höhere Schule mit Matura abschließen möchte. Auch darüber denke ich heute anders – wobei, vielleicht hätte ich es damals auch schon anders gesehen, wenn ich einen klaren Berufswunsch gehabt hätte. Ich würde allen, die in der glücklichen Lage sind zu wissen was aus ihnen werden soll, raten, dass sie nicht vor einer Lehre zurückschrecken. Während andere mit 19 zwar mit einer Matura aber keiner Berufserfahrung dastehen, hat man als Lehrling im selben Alter nicht nur die Lehre abgeschlossen, sondern kann auch bereits auf eine jahrelange Berufserfahrung zurückblicken – das ist heutzutage vielleicht sogar mehr wert als eine bestandene Reife- und Diplomprüfung.
Auch wenn es vielleicht wirklich nicht die richtige Entscheidung war, so gibt es doch einiges, dass ich in diesen fünf Jahren Schule nicht bereut habe – mit etwas Abstand betrachtet. 🙂
Viele Stunden habe ich verzweifelt und fluchend vor dem Computer verbracht und versucht, Beistriche und Klammern in Excel-Formeln an ihren richtigen Platz zu bringen. Es gelang mir nur selten, die Ergebnisse zeitgerecht abzuliefern. Doch irgendwann kommt der Moment, wo eine Formel auf Anhieb funktioniert und man fühlt sich, als könnte man jede Aufgabe lösen. Und genau in diesem Moment sieht der Lehrplan vor, dass man mit Excel nun bereits genügend Zeit verbracht hat und etwas Abwechslung nicht schaden könnte. Wieder verbrachte ich endlos viele Stunden fluchend vor dem Computer und versuchte, den Sinn von Access zu verstehen – ein aussichtsloses Unterfangen. Als ich es vor einigen Jahren dienstlich benötigte, musste ich mir ein Handbuch zulegen und von vorne beginnen.
Heute kann ich mir den Arbeitsalltag durch den Gebrauch einer WENN-Funktion oder eines SVERWEIS manchmal ein klein wenig erleichtern und bin froh, dass ich damals durchgehalten habe. Access selbst werde ich wahrscheinlich nie wieder brauchen – aber: das was dahinter steckt. Denn Access ist eine Datenbank und wie in meinem letzten Beitrag erwähnt, ist das Thema Datenbank gerade sehr aktuell, um meinen Shop zu programmieren.
Neben dem Grundwissen über Betriebswirtschaft und Rechnungswesen (was nun wirklich niemandem schaden kann), habe ich aber vor allem eines aus meiner Schulzeit mitgenommen: richtige Freundschaften.
Und genau diese Freundschaften bestehen immer noch. Benötige ich einen Ratschlag oder Hilfe, wende ich mich an meine Freunde aus der Schulzeit. Auch wenn es der Alltag nicht in regelmäßigen Abständen zulässt, so schaffen wir es doch immer wieder uns auf einen Kaffee zu treffen. Und in der Zeit dazwischen rennt die Freundschaft ganz nebenbei. Meist in schriftlicher Form werden Probleme des täglichen Lebens diskutiert, alte Erinnerungen ausgegraben und ehrliche Meinungen zu verrückten Ideen eingeholt (Bloggen – Ja? Nein? ; Selbstständig machen – Ja? Nein? ; Grüne Schuhe zu roten Shorts anziehen – Ja? Nein?).
Wenn man es so betrachtet, war die Entscheidung für die HAK damals gar nicht so falsch. Ich bin zwar auf professionelle Hilfe angewiesen, wenn die Batterie meiner Armbanduhr leer ist, aber ich hätte nicht die Freunde die ich jetzt habe, wahrscheinlich auch nicht die Geduld, stundenlang fehlerhafte Strichpunkte im Quelltext meiner Website zu suchen und schon gar nicht die Glücksgefühle, die aufkommen, wenn man den fehlerhaften Strichpunkt endlich gefunden hat. 🙂