Vier Fakten, die ich nach neun Monaten (besser) weiß


Laaerwald
Erst links oder erst rechts? Prioritäten setzen und Entscheidungen treffen zählt nicht zu meinen Stärken

 

Im letzten Beitrag habe ich zu bedenken gegeben, dass man für einen Nebenjob etwas Begeisterung benötigt, um dran zu bleiben. Nur wer das, was er tut, gerne tut, wird es für längere Zeit machen. Auch wenn’s mal stressig ist. Und ja, es gibt Phasen in denen es sehr stressig sein kann. Ein Nebenjob, den man gerne macht, ist toll. Aber auf kurz oder lang gibt es Tage und Wochen, in denen man sich wünscht, dass der Tag mindestens drei Stunden mehr hätte – auch wenn man diese nur zum Schlaf nachholen nutzen würde.

Mittlerweile habe ich seit einem dreiviertel Jahr meinen Nebenjob und ich habe noch immer sehr viel Freude daran. Erst vorgestern war ich wieder auf Recherchetour und dabei an einem Ort, den ich so nie besucht hätte. Beim Schreiben der Artikel versuche ich einen logischen und nachvollziehbaren Aufbau zu wählen und den Leser durch den Text zu führen. Mein ganz persönlicher und privater „Lektor“ liest alle meine Artikel bevor ich sie abliefere und darf mir unverblümt die Meinung dazu sagen. Manchmal verliert man beim Schreiben den roten Faden und merkt es auch selbst beim Durchlesen nicht bzw hat man beim Lesen das Gefühl, dass es sich nicht ganz rund liest, kommt aber nicht drauf wo der Fehler liegt. Ein Blick von aussen kann da schnell Abhilfe schaffen.

Wenn ich die letzten Monate gedanklich nochmal durchgehe, stelle ich fest, dass ich zwar ungefähr wusste was auf mich zukommt, aber nicht alles so erwartet hatte wie es tatsächlich gekommen ist. Hier meine Top-Vier-Tatsachen, die ich nicht ganz so vorhergesehen hatte.

Ja, ein Nebenjob bedeutet Stress

Jaja, dass ein zweiter Job mehr Aufwand und weniger Freizeit bedeutet war mir durchaus bewusst. Dass es fast nicht möglich ist sein Leben 1:1 weiterzuführen und den Nebenjob einfach zusätzlich einfließen zu lassen, musste ich erst lernen. Arbeiten gehen, mehrmals die Woche Sport machen, nebenbei das Fernseminar absolvieren, anderen Hobbies nachgehen UND dann einfach den Nebenjob irgendwo einschieben – das kann nicht gut gehen. Schnell war klar: es müssen Prioritäten gesetzt werden. Was mich unweigerlich zu Tatsache zwei bringt…

Prioritäten setzen führt zu Konflikten – mit sich selbst

Ich habe keine Taktik wenn’s darum geht Prioritäten zu setzen. Mal mache ich das was ich gerne mache zuerst und danach die unliebsamen Dinge. Mal erledige ich zuerst die vermeintlich doofen Dinge und freue mich danach auf das, was ich gerne mache. Es hängt – glaube ich – von meiner Tagesverfassung ab.

Wenn man zeitgerecht Artikel abliefern muss, für die manchmal eine aufwändigere Recherche (vielleicht auch verbunden mit einem Besuch vor Ort) notwendig ist, ist plötzlich Planung gefragt. Dass der Hauptjob an erster Stelle steht ist unbestritten. Alles was danach kommt kann geplant und eingeteilt werden. Blöd nur, wenn der Hauptjob unerwartet mehr Zeit in Anspruch nimmt und den restlichen Tagesplan über den Haufen wirft. Kommt man eine Stunde später aus dem Büro stellt sich die Frage, ob Sport zeitlich jetzt noch drin ist. Man kommt dann ja auch eine Stunde später nach Hause, danach wird gekocht und anschließend muss für den Nebenjob noch in die Tasten geklopft werden. Da ich mich aber schon etwas länger kenne weiß ich, dass ich abends nach dem Essen oft müde werde und am liebsten nur den Teller wegstelle, mich auf die Seite fallen lasse (Anmerkung: ich esse im Schneidersitz auf der Couch) und einen ausgedehnten Powernap einlege.

Gehe ich trotzdem zum Sport und riskiere, dass ich abends nichts mehr für den Nebenjob mache oder lasse ich den Sport ausfallen? Oft führe ich bei dieser Frage eine gedankliche Diskussion mit mir selbst. Die Vernunft sagt, ich soll den Sport auslassen und noch vor dem Essen schreiben. Die Vernunft ist aber auch die erste, die mich ermahnt, wenn ich tagelang keinen Sport gemacht habe. Eine verzwickte Situation. In den ersten Monaten habe ich einen Ausgleich geschaffen, indem ich beim Fernseminar zurückgesteckt habe. Als es in den letzten Monaten im Job erheblich stressiger war als sonst, habe ich das Fitnessstudio etwas unregelmäßiger besucht. Ich gehe aber weiterhin mindestens einmal die Woche laufen und bin stolz, dass ich hier sehr konsequent bin.

Treffen mit Freunden sind aktuell lange im Voraus geplant oder kommen ungeplant ganz spontan zustande. Da ich mindestens eine Woche im Voraus plane und ganz zuverlässig immer etwas dazwischen kommt, das in meinem Plan nicht berücksichtigt wurde, bedeuten kurzfristige Treffen oft zusätzlichen Stress und Aufwand, da ich meine Pläne wieder neu überdenken muss. Ich könnte natürlich die geplante Sporteinheit morgen ausfallen lassen und meine Freunde auf einen Kaffee treffen… Den Gedanken hab ich noch nicht einmal zu Ende gedacht, steht schon die Vernunft mit erhobenem Zeigefinger vor mir und winkt mit der Waage. Erfreulicherweise ergeben sich zwischendurch manchmal ganz spontane Treffen, die dafür dann umso schöner sind. Was mich aktuell zusätzlich positiv stimmt: im Job wird’s nach vier sehr aufwändigen Monaten wieder etwas ruhiger und damit alles (inklusive mir selbst) deutlich entspannter.

Überpünktlichkeit macht sich bezahlt

Ich wurde zu einem pünktlichen Kind und Jugendlichen erzogen und habe in diesen Jahren viel Zeit wartend verbracht. Irgendwann habe ich begonnen selbst etwas verspätet anzukommen und so die Wartezeit zu umgehen bzw zu verkürzen. Mittlerweile bin ich davon genervt, dass ich oft in letzter Sekunde oder sogar verspätet ankomme und arbeite daran, künftig wieder einige Minuten vor der vereinbarten Zeit vor Ort zu sein. Dass sich Überpünktlichkeit bezahlt macht habe ich im Rahmen des Nebenjobs mittlerweile auch schon einige Male gemerkt.

Da ich meine Artikel drei Monate im Voraus festlege, habe ich hin und wieder am 2. des Monats bereits den ersten Artikel so gut wie fertig – weil Zeit zum Schreiben war und weil ich wusste, welcher Artikel auf mich zukommt. Ich plane die Artikel in einer ruhigen Minute gedanklich oft schon vorab und recherchiere bei Gelegenheit bereits die ersten Details. Fürs Schreiben müssen dann nur noch ein, zwei freie Nachmittage gefunden werden und schon ist ein Artikel im Groben fertig. Manchmal kommt nach dem ersten Artikel aber Unerwartetes dazwischen, dann findet sich kein freier Nachmittag oder die Müdigkeit nimmt überhand und ich falle direkt nach der Arbeit oder dem Sport hundemüde auf die Couch und verschlafe den Abend. Und plötzlich ist der 25. da und mir fehlte noch ein kompletter Artikel. Da ich mir bereits frühzeitig Gedanken darüber gemacht habe und weiß wie der Aufbau sein soll, war das Schreiben bis zum Monatsende bisher glücklicherweise noch nie ein Problem.

Erst vorgestern bei meiner Recherche war ich mir wieder mal selbst dafür dankbar, dass ich mich tatsächlich rechtzeitig auf den Weg gemacht habe. Im Glauben, dass ich mit der Schnellbahn direkt an mein Ziel komme, habe ich mich doch glatt verfahren. Ich musst zurückfahren und war gerade noch rechtzeitig vor Ort. Wär ich schon knapp gestartet und hätte mich verfahren – ich wäre deutlich zu spät gekommen.

Ich bin sehr anspruchsvoll – mir selbst gegenüber

Mir war davor schon bewusst, dass ich sehr anspruchsvoll und selbstkritisch bin bzw sein kann. Aber ich merke, dass meine Ansprüche mir selbst gegenüber mit der Zeit deutlich größer werden. Ich hatte mir von Beginn an vorgenommen, Fotos für meine Artikel so oft wie möglich selbst zu machen. Wenn mal keine Zeit bleibt oder das passende Motiv nicht auffindbar ist, greife ich auf Bilder anderer zurück, die zur Verfügung gestellt werden. In letzter Zeit merke ich, dass ich mit meinen Artikeln unzufrieden bin, wenn nur eines oder vielleicht sogar überhaupt kein verwendetes Foto von mir selbst gemacht wurde.

Und auch wenn ich die unter Punkt zwei beschriebenen Prioritäten wieder mal falsch gesetzt habe und unnötiger Stress zustande kommt, bin ich sehr kritisch mir selbst gegenüber. Vor allem ärgere ich mich, weil ich dann schnell gereizt bin und es mein Umfeld nicht immer leicht mit mir hat. Etwas mehr Gelassenheit würde da nicht schaden…

Was mache ich mit der Erkenntnis?

Alle vier Punkte haben Potential zur Verbesserung. Manches davon erfordert Übung, manches kommt mit der Zeit und Routine und manches wird sich wahrscheinlich auch gar nicht ändern. Ich freue mich auf jeden Fall auf die Herausforderung, auf die nächsten neun Monate und ganz besonders auf meine persönliche Entwicklung. 🙂

„Prioritäten zu setzen und die Zeit gut zu nutzen, kann man nicht in Harvard lernen. Viele der Fähigkeiten, auf die es im Leben ankommt, muss man sich selber beibringen“ – Lee Iacocca


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