Vor kurzem war ich mir ja selbst nicht mehr sicher, wie es weiter gehen wird. Die Ausbildung ist vorbei, aber weniger stressig ist es irgendwie nicht. Leider verfalle auch ich immer wieder in das Muster, mir die freie Zeit komplett zu verplanen. Das führt unweigerlich dazu, dass ich das Gefühl habe, dass die Zeit nur so dahinrennt und das Leben irgendwie an mir vorbei zieht. Neben vielen Gedanken über die private Zukunft (Kinder? Wenn ja – wann? Und wie viele? In ein Eigenheim investieren oder weiter Miete zahlen? Stadt oder Land?) bleibt manchmal auch Zeit für Gedanken über die berufliche Zukunft.
Am Wochenende bin ich mit dem Auto quer durch Wein- und Waldviertel von meiner Schwester zu meiner Mama gefahren. Gerade zu dieser Zeit lief im Radio eine Sendung, bei der die Hörer dazu aufgerufen werden, sich zu einem bestimmten Thema zu äußern. Das reicht von „Kann ich meine künftigen Schwiegereltern von meiner Hochzeit wieder ausladen?“ bis hin zu „Sollen wir uns lieber einen Hund oder eine Katze zulegen?“. Zwischendrin gibt es aber auch mal recht vernünftige Themen – so auch am Samstag. Zwei Damen in meinem Alter stellten an Österreich die Frage, ob sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagen sollen. Die Meinungen waren sehr unterschiedlich und auch die zwei Damen konnten nach der Sendung nicht sofort einen Entschluss fassen. Wollten aber auf jeden Fall dran bleiben und sich bei Personen informieren, die den Schritt gewagt haben.
Eine Antwort fand ich recht interessant – etwas hart, aber regte zumindest mich zum Nachdenken an. Eine Anruferin meinte, wenn die zwei erst drüber nachdenken müssen, ob sie den Schritt wagen sollen, wird es scheitern. Wenn man nicht voll und ganz von sich und seiner Idee überzeugt ist, sollte man es ihrer Meinung nach lieber bleiben lassen. Ja, ich gebe ihr da zum Teil recht. Man muss schon hinter seiner Idee stehen und darf sich auch von Rückschlägen nicht unterkriegen lassen. Wobei ich nicht den Eindruck hatte, dass die zwei Damen an ihrer Idee zweifeln. Es ging ihnen vor allem darum, die Bestätigung zu erhalten, dass sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagen sollen und dadurch bereits in jungen Jahren aufgrund eines notwendigen Kredits verschuldet wären. Wenn eine große Summe Geld ins Spiel kommt – vor allem in Form eines Kredits – würden wahrscheinlich die meisten von uns anfangen nachzudenken.
Als ich im Waldviertel aus dem Auto stieg war ich etwas neidisch auf die beiden. Sie hatten eine Idee. Und das Einzige, dass ihnen Sorgen bereitete, war das Geld. Ich will nicht sagen, dass Geld keine Rolle spielt, aber wenn ich von meiner Idee zu 100% überzeugt bin, soll es daran auch nicht mehr scheitern.
Gestern Vormittag schaukelte ich meine Katze im Garten auf der Hollywood-Schaukel in den Schlaf und genoss den Anblick des ebenfalls schlafenden Hundes. In solchen Momenten verliere ich mich oft in meinen Gedanken und beginne zu grübeln. Wird das was werden? Gibt’s vielleicht noch andere Ideen, die ich verwirklichen könnte? Soll ich das Ganze einfach bleiben lassen? Wie so oft in den letzten Tagen saß ich da und dachte nach. Obwohl ich mir über den Sommer eigentlich nur bei Gelegenheit und ganz ungezwungen Gedanken machen wollte. Offenbar ergeben sich diese Gelegenheiten momentan sehr häufig.
Ich lese sehr gerne und habe auch vor einigen Tagen endlich wieder mal ein Buch zu lesen begonnen. Schon als Kind hatte ich eine Zeit lang die Idee, selbst ein Buch zu verfassen. Sogar die Eckpunkte der Geschichte hatte ich mir schon zurecht gelegt. Gestern saß ich da und begann zu überlegen, wie ich die aktuelle Situation im Garten neben meiner Katze für ein Buch formulieren würde. In diesem Moment erinnerte ich mich wieder an mein junges ICH mit der eben erwähnten Buch-Idee. Wär das vielleicht was für mich? Bücher schreiben? Kurzgeschichten verfassen? Gastkommentare liefern? Das könnte mir schon gefallen. Aber nur in geringem Ausmaß – so viel steht fest. Ich glaube es würde mich schnell langweilen, wenn ich nur damit beschäftigt wäre.
Ich will es nicht Gabe nennen – aber ich habe eine gewisse Neigung dazu, Tippfehler zu finden. Sowohl in Präsentationen wie auch auf Folder springen mich Tippfehler förmlich an. Als ich im Vorjahr jemanden auf einen Tippfehler am Flyer hinwies kam sogar der Vorschlag, ich solle doch Lektorin werden. Auch wenn es vermutlich eine patzige, gekränkte Aussage war (wer wird schon gerne auf Fehler hingewiesen), dachte ich mir „ja, warum nicht?!“. Heute denke ich mir „nein, eher nicht“, weil mich auch das schnell langweilen würde. Aber ich war offen für die Idee und habe mehrmals darüber nachgedacht. Und ich denke, ich sollte das auch beibehalten – also, nicht das Fehler suchen (das passiert ohnehin automatisch) sondern das Offen Sein für neue Ideen.
Der durchschnittliche Start-Up-Gründer ist laut gestriger Aussage im Radio 35 Jahre alt. Und männlich. Und gebildet. Ich bin 26, weiblich und habe bereits vor meiner Matura gewusst, dass ich kein Studium beginnen werde, sondern lieber in die Arbeitswelt eintauche. Wie man sieht – ich habe absolut nicht die besten Voraussetzungen für die Selbstständigkeit. 😀
Aber wen interessieren schon Durchschnitte? Wenn ich zufrieden bin, bin ich gerne ein Ausreißer und nicht Bestandteil der breiten Masse. Ich habe für mich beschlossen, dass ich jeder Idee, die ich habe, gedanklich nachgehen werde. Auch wenn sie vielleicht noch so ungewöhnlich erscheinen mag – darüber nachdenken kostet nichts! Und es gibt Schlimmeres, als grübelnd im Garten neben der schlafenden Katze zu sitzen und für einige Augenblicke dem Moment zu entfliehen und die Gedanken schweifen zu lassen.