
Ich gehör zu jenen Menschen, die Routine sehr zu schätzen wissen. Es stört mich nicht, wenn sich bestimmte Dinge beinahe täglich wiederholen. Meinen Tagesbeginn daheim und im Büro würde ich nicht freiwillig ändern oder anders planen. Ich mag es, wenn ich mit Routine in den Tag starte. Kommt mir ein Stau oder ein defektes öffentliches Verkehrsmittel in die Quere, ist der Tag für mich schon gelaufen. Normalerweise ist im Büro noch nicht viel los, wenn ich irgendwann zwischen sechs und sieben Uhr morgens ankomme. Verzögert sich jedoch die Anfahrt und es herrschen schon Trubel und Hektik, wenn ich noch nicht mal meine Schuhe ausgezogen habe, bin ich morgens schon genervt.
Der restliche Arbeitstag ist hingegen kaum geplant, außer es stehen vereinbarte Termine an. Wann der Arbeitstag zu Ende ist, entscheide ich oft spontan. Nicht so das, was danach passiert. Zumindest nicht immer. Meistens habe ich mir vorab überlegt, ob ich nach der Arbeit sportln gehe, Besorgungen mache oder nach Hause fahre. Es kommt sehr selten vor, dass ich meinen Plan verwerfe. Entschließe ich mich für einen ruhigen Nachmittag daheim beginnt sie aber schon wieder – die Routine. Meine erste Tätigkeit zuhause: Armbanduhr runter und Joggingshose an. Darüber muss ich nicht mal mehr nachdenken, das passiert ganz automatisch. 🙂
Ich habe es mir abgewöhnt, nachmittags oder abends bestimmte Sendungen im TV sehen zu müssen. Habe ich Zeit zappe ich durch und schau was mir zusagt – dachte ich zumindest. Diesen Sommer wurden ohne Vorwarnung „meine“ Sendungen zwischen 18:00 und 19:00 Uhr gestrichen. Es hat eine Woche gedauert, bis ich mich damit abgefunden hatte und Ersatzsendungen für diese Stunde gefunden waren. Man merkt, mich bringen bereits kleine/banale Veränderungen etwas aus dem Konzept.
Wie es mir geht, wenn größere Veränderungen anstehen, kann man sich vorstellen. Auch wenn ich im Nachhinein oftmals feststelle, dass die Veränderung gar nicht so schlimm war, mache ich mich davor selbst wahnsinnig. Was ist, wenn mir die neue Situation nicht gefällt? Was ist, wenn ich damit nicht klar komme? Welche Alternativen habe ich, wenn die Veränderung so schlimm ist, dass ich es nicht durchhalte?
Im letzten Beitrag habe ich erwähnt, dass ich in einigen Wochen eine Ausbildung starte. Fast täglich mach ich mir darüber Gedanken, wie es sein wird. Immerhin wird es mich ein dreiviertel Jahr lang begleiten und auch meinen Alltag beeinflussen. Um durchzuhalten, werde ich öfter mal später zu arbeiten beginnen. Das bedeutet, dass ich ins Büro komme wenn dort bereits Hochbetrieb herrscht. Damit werde ich mich abfinden müssen, ohne dass ich deswegen ein dreiviertel Jahr lang schlecht gelaunt bin.
Was ich allerdings so spannend finde – aber vielleicht ist es auch ganz logisch, dass es so ist?! Trotz aller Routine liebe ich Abwechslung. Insbesondere das Reisen hat es mir angetan. Wenn ich nicht jedes Jahr mindesten einmal das Land verlasse werde ich unruhig. Egal ob ein Wochenend-Trip in eine Stadt oder ein gemütlicher Strandurlaub – hauptsache weg. Gerne auch öfter als einmal. Zwei bis drei Städtetrips pro Jahr sind nichts Ungewöhnliches mehr für mich. Doch nicht immer hat man Zeit, das Land für einige Tage zu verlassen und so passierts dann auch schon mal, dass ich mir ein neues Hobby zulege, die Wohnung ausmale oder an ein Seil gebunden am Donauturm stehe und in die Tiefe springe. Hätten die Freudenschreie im Vergleich zu den Angstschreien überwogen, hätte ich es vielleicht zu einem sich jährlich wiederholenden Ereignis gemacht. So allerdings bleibt es einmalig. 🙂
Vor meinem Projekt habe ich zwar keine Angst, aber Respekt. Auch darüber denke ich oft nach und frage mich, wie es werden wird wenn es dann irgendwann mal tatsächlich umgesetzt ist. Komme ich damit klar? Geht es sich zeitlich aus? Es wäre kein Problem, wenn ich nach einigen Monaten feststelle, dass es nicht klappt und ich das Ganze wieder beende. Ich wäre aber enttäuscht von mir. Nicht komplett, weil ich auch stolz wäre, dass ich es probiert habe, aber etwas schon. Im Idealfall spielt es sich aber ein und entwickelt eine gewisse Routine, die es mir ermöglicht, mein Vorhaben neben allem anderen erfolgreich umzusetzen.
Mir ist klar, dass ich meine aktuelle Routine ändern muss, wenn ich mein Vorhaben in meinen Alltag einbinden will. Aber wenn ich so drüber nachdenke, passe ich meine Vorgehensweise tagtäglich an die aktuellen Begebenheiten und Umstände an. Manchmal sogar noch vor dem Aufstehen, wenn ich wieder mal das Läuten des Weckers ignoriert habe und weiterschlafe. Näher betrachtet bin ich wohl doch anpassungsfähiger als ich gedacht habe. Und wer weiß, vielleicht kommt irgendwann der Tag an dem ich die Armbanduhr nicht abnehme, die Joggingshose weg lasse und mich voller Freude nochmal vom Donauturm stürze. 🙂