Finanzielles Risiko und Ideenlosigkeit



So mancher hat den Wunsch nach der Selbstständigkeit, wagt es aber dennoch nicht. Woran liegt‘s? Naja, da gibt es zahlreiche Faktoren, die ihre Finger im Spiel haben. Die wahrscheinlich größte Abschreckung trägt den Namen „finanzielles Risiko“. Als selbstständiger Unternehmer trägt man das volle Risiko für seine Taten. Noch bevor die ersten Geschäfte abgeschlossen werden, muss einiges an Geld investiert werden, um das Unternehmen aufzubauen. Bis man dieses Geld in Form von Umsatz (von Gewinn ganz zu schweigen) wieder verdient, vergehen Monate. In dieser Zeit lebt man von seinen Ersparnissen.

Ist man als Einzelunternehmer alleine für seine Geschäfte zuständig, reicht bereits eine kleine, aber feine Grippe oder ein gebrochener Arm und schon kann man für einige Tage/Wochen zusperren. Das trifft einen natürlich ganz besonders, wenn man Dienstleistungen direkt beim Kunden anbietet. Betreibt man einen Online-Shop, hat man immerhin noch die Möglichkeit vom Krankenbett aus zumindest ein bisschen zu arbeiten. Allerdings wird die Genesung der Grippe dadurch nicht gerade unterstützt. Bleibt man von unvorhergesehenen gesundheitlichen Einschränkungen verschont, gibt es immer noch unvorhergesehene Einschränkungen anderer Art. So kann zum Beispiel der Wasserboiler in der Wohnung altersbedingt undicht werden. Wurde der Boiler zwecks Platzsparens im letzten Winkel der Wohnung montiert, kann der Tausch durch die Profis einen ganzen Vormittag dauern. Wieder Zeit, in der man als Dienstleistungsanbieter nicht beim Kunden sein kann und Umsatzeinbußen hinnehmen muss.

Angeblich gibt es ja Menschen, bei denen alles glatt läuft. Keine Grippe und keine gebrochenen Gliedmaßen oder Gegenstände, die das (perfekte) Leben trüben. Doch spätestens wenn der Sommer kommt, wollen wir alle das Gleiche: einige Tage Ruhe und Erholung, ohne einen Gedanken an die Arbeit verschwenden zu müssen. Als Angestellter kein Problem – einfach mit den Kollegen absprechen, Urlaubsschein ausfüllen und ab nach Hause für eine Woche. Doch mit wem spricht man sich ab, wenn es keine Kollegen gibt? Und wer nimmt den Urlaubsschein entgegen, wenn es keinen Chef gibt? Richtig: niemand! Das klingt im ersten Moment richtig gut, doch es gibt ein ABER:  Wer erledigt die Arbeit während man nicht da ist? Ist man alleine auf weiter Flur kommen die Geschäfte während des Urlaubs zum erliegen – und somit auch der Umsatz.

Hat man alle finanziellen Bedenken hinter sich gelassen, kann es immer noch daran scheitern, dass einem die passende Geschäftsidee partout nicht einfallen möchte. Es soll Spaß machen, auf Dauer bei den Kunden gefragt sein und natürlich Geld einbringen. Für alle Ideenlosen, die sich die Selbstständigkeit zutrauen, aber dennoch kein Problem damit haben, dass es jemanden gibt mit dem man zusammenarbeitet, gibt es mittlerweile einige Möglichkeit. Eine davon nennt sich Franchising. An dieser Stelle hätte ich das Wort gerne übersetzt, allerdings findet man im Internet dafür viele verschiedene Übersetzungen. Es ist vielleicht einfacher, wenn man beschreibt was es bedeutet.

Grob erklärt geht es beim Franchising darum, dass man als Franchise-Nehmer ein bereits erprobtes Konzept übernimmt und sich damit selbstständig macht. Der große Vorteil für den Franchise-Nehmer besteht darin, dass man nicht als unbekanntes Unternehmen den Markt betritt, sondern mit einer bereits bekannten Marke in die Selbstständigkeit startet. Zusätzlich wird man vom Franchise-Geber (also demjenigen, dessen Konzept man übernimmt) vor allem mit Wissen und Erfahrung unterstützt. Sowohl vorab im Aufbau und in der Entwicklung, als auch im laufenden Betrieb. Als Franchise-Nehmer verpflichtet man sich dazu, dass Unternehmen nach dem Konzept des Franchise-Gebers zu führen.

Um das Konzept nutzen zu dürfen, fallen für den Franchise-Nehmer Gebühren an. Häufig wird eine Einstiegsgebühr verlangt, die nicht zwingend notwendig ist, bei den meisten Franchise-Systemen aber üblich. Diese beträgt mehrere tausend Euro (oftmals zwischen 10.000 und 45.000 Euro) und wird im Regelfall bei Austritt aus dem Franchise-Vertrag nicht rückerstattet. Zusätzlich fallen laufende Gebühren für zB Werbung, Weiterbildung etc. an, deren Höhe sich nach dem erzielten Umsatz richtet und einen bestimmten Prozentsatz davon ausmacht.

Der finanzielle Aufwand zu Beginn ist beim Franchising mit Sicherheit höher, jedoch kann man das Know-How des Franchise-Gebers nutzen und startet mit Produkten/Dienstleistungen, die am Markt bereits bekannt sind. Das kann für viele ein überzeugendes Argument sein. Ebenso erspart man sich die Suche nach einer Geschäftsidee und diverse Planungen.

Mich schreckt die langjährige „Abhängigkeit“ vom Franchise-Geber und der hohe finanzielle Aufwand zu Beginn jedoch ab. Franchising ist aber auch eher dazu gedacht, sich nicht nebenbei sondern hauptberuflich selbstständig zu machen – was für mich (aktuell) nicht in Frage kommt. Was man ebenfalls nicht vergessen sollte: gerät die Marke – aus welchen Gründen auch immer – in Verruf, hängt man als Franchise-Nehmer automatisch mit drin und hat unverschuldet mit Umsatzrückgängen zu kämpfen.

Letztlich muss jeder selbst entscheiden, was für ihn/sie geeignet ist. Wer Interesse hat kann sich auf der Seiter des Österreichischen Franchise Verbandes informieren, welche Franchise-Systeme zur Auswahl stehen. Alle anderen Ideenlosen können sich dort vielleicht Anregungen für ihre eigene Geschäftsidee holen. 🙂

Quelle: https://www.gruenderservice.at; https://www.franchise.at


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